Human Papillom Viren (HPV): Unsichtbare Gefahr und wie wir uns davor schützen können
Gesundheit & Pflege

Human Papillom Viren (HPV): Unsichtbare Gefahr und wie wir uns davor schützen können

Haben Sie schon einmal über die unsichtbaren Gefahren nachgedacht, die sich hinter dem Wort „HPV“ verbergen? Vielleicht kennen Sie das Humane Papillomvirus nur als eine von vielen Infektionen – aber wussten Sie, dass bestimmte HPV-Typen für verschiedene Krebserkrankungen verantwortlich sind? Ob Gebärmutterhals- oder Rachenkrebs, HPV kann oft jahrelang im Verborgenen bleiben, bevor erste Symptome auftreten. Doch es gibt gute Nachrichten: Mit einer Impfung lässt sich dieses Risiko drastisch senken. Sind Sie bereits geschützt? Wenn nicht, wird es vielleicht Zeit, darüber nachzudenken.

Was steckt hinter dem HPV Virus?

Die Humanen Papillomviren (HPV) sind die häufigste sexuell übertragbare Infektion weltweit, und laut Robert Koch-Institut (RKI) wird schätzungsweise ein Großteil der Bevölkerung im Laufe ihres Lebens mit diesen Viren in Kontakt kommen. Doch was genau steckt hinter diesen Viren, wie wird das Risiko für Infektionen und Folgeerkrankungen eingeschätzt, und welche Schutzmöglichkeiten gibt es? Dieser Beitrag beleuchtet die Hintergründe von HPV, erklärt das Risiko der Viren und zeigt die Bedeutung der Vorsorge und Impfung. 

Bild Human Papillom Viren

Was sind Humane Papillomviren (HPV)?

HPV ist eine Virusfamilie mit über 200 verschiedenen Typen, von denen etwa 40 Typen den anogenitalen Bereich, also die Haut und Schleimhäute im Genital- und Analbereich, infizieren können. Die HPV-Typen lassen sich in Hochrisiko- und Niedrigrisikotypen unterteilen: Während Niedrigrisikotypen wie HPV 6 und 11 oft Genitalwarzen verursachen, gelten Hochrisikotypen wie HPV 16 und 18 als krebserregend und können, wenn sie unbehandelt bleiben, zu verschiedenen Krebsarten führen. 

Fakten zu HPV: Zwischen 85-90% infizieren sich einmal in ihrem Leben mit HPV

Übertragungswege und Risiko einer HPV-Infektion

Die Übertragung der Humanen Papillomviren erfolgt in erster Linie durch Haut- und Schleimhautkontakt, am häufigsten beim Geschlechtsverkehr. Da die Viren in den betroffenen Haut- und Schleimhautzellen lange Zeit unbemerkt verbleiben können, bleibt die Infektion oft symptomlos und wird häufig unwissentlich weitergegeben. Besonders relevant ist dies, da einige Hochrisikotypen auch im Rachenbereich zu Krebserkrankungen führen können, was durch oralen Verkehr übertragen wird. 

Das Robert Koch-Institut schätzt, dass etwa 80 % aller sexuell aktiven Menschen irgendwann im Leben mit HPV infiziert werden. Auch wenn viele Infektionen vom Immunsystem selbst abgewehrt werden, können persistierende Infektionen, also Infektionen, die über einen längeren Zeitraum bestehen, ein erhebliches Risiko darstellen, insbesondere bei den Hochrisikotypen.

HPV und das Krebsrisiko

Eine HPV-Infektion ist in der Regel harmlos, doch Hochrisikotypen können erhebliche Gesundheitsprobleme verursachen. Sie sind die Hauptursache für Gebärmutterhalskrebs, der weltweit die vierthäufigste Krebserkrankung bei Frauen ist. Laut RKI können HPV-Infektionen auch Analkrebs sowie Krebs im Genitalbereich und Kopf-Hals-Bereich (z. B. Zungen- und Rachenkrebs) verursachen. Tatsächlich geht man davon aus, dass etwa 99 % der Fälle von Gebärmutterhalskrebs auf eine HPV-Infektion zurückzuführen sind.

Statistiken und Prävalenzdaten in Deutschland

In Deutschland erkranken jährlich rund 4.600 Frauen und 1.600 Männer an HPV-bedingten Krebserkrankungen. Die meisten dieser Fälle sind auf HPV 16 und HPV 18 zurückzuführen, welche die aggressivsten krebserregenden Typen darstellen. Die Daten des RKI belegen auch, dass etwa 15 % der Krebserkrankungen bei Männern durch HPV verursacht werden – ein Grund, warum die HPV-Impfung nicht nur für Mädchen, sondern auch für Jungen empfohlen wird.

Impfempfehlung STIKO bzgl. HPV Impfung

 

HPV-Impfung – Schutz für die Zukunft

Die HPV-Impfung stellt eine der effektivsten Präventionsmaßnahmen gegen krebserregende HPV-Typen dar. In Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) die HPV-Impfung für Mädchen und Jungen ab einem Alter von 9 Jahren, idealerweise vor dem ersten Sexualkontakt. Die Impfung schützt vor den häufigsten und gefährlichsten Hochrisikotypen wie HPV 16 und 18, die für 70 % der Gebärmutterhalskrebsfälle verantwortlich sind, sowie vor den Niedrigrisikotypen 6 und 11, die Genitalwarzen verursachen können.

Impfquote in Deutschland

In Deutschland liegt die Impfquote bei etwa 45 % der Mädchen und nur 20 % der Jungen, was unter der von der WHO empfohlenen Quote von 80 % liegt. Laut RKI sind Impfprogramme und Aufklärung entscheidende Hebel, um die Akzeptanz zu erhöhen und langfristig eine Herdenimmunität aufzubauen, die auch ungeimpfte Personen schützt.

Wissenschaftliche Erkenntnisse zur Wirksamkeit

Studien haben gezeigt, dass die HPV-Impfung die Inzidenz von HPV-bedingten Krankheiten drastisch reduzieren kann. Länder wie Australien, die hohe Impfquoten verzeichnen, beobachten einen Rückgang von Gebärmutterhalskrebsfällen um bis zu 87 %. Auch in Deutschland werden positive Effekte erwartet, wenn die Impfquote weiter steigt und junge Menschen frühzeitig immunisiert werden.

Risikofaktoren HPV Infektion

 Ein erhöhtes Risko für eine HPV Infektion entsteht durch eine Vielzahl von Faktoren, die neben körperlichen Gegebenheiten, das Sexualverhalten oder bestimmte Lebensgewohnten betreffen.

Risikofaktoren: wechselnde Geschlechtspartner, Rauchen, Frühgeburten, Genetische Veranlagung, Hormone

Sexuelles Verhalten

Mehrere Sexualpartner oder häufig wechselnde Partnerschaften erhöhen das Risiko, da HPV hauptsächlich durch direkten Hautkontakt und Geschlechtsverkehr übertragen wird. Auch der frühe Beginn sexueller Aktivitäten erhöht die Wahrscheinlichkeit einer Infektion.

Immunsystemschwäche

Personen mit einem geschwächten Immunsystem, etwa durch Krankheiten wie HIV oder Medikamente, haben eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass eine HPV-Infektion nicht abgewehrt wird. Eine schwache Immunabwehr erleichtert es dem Virus, sich dauerhaft im Körper zu halten.

Rauchen

Rauchen beeinträchtigt das Immunsystem und schädigt die Schleimhäute, was das Risiko einer HPV-Infektion und insbesondere von HPV-bedingten Krebsvorstufen erhöht. Vor allem bei Frauen ist das Risiko für Gebärmutterhalskrebs durch Rauchen stark erhöht.

Oraler und ungeschützter Geschlechtsverkehr

Der Verzicht auf Schutzmaßnahmen wie Kondome erhöht das Infektionsrisiko. Kondome können HPV nicht vollständig verhindern, senken aber das Risiko einer Übertragung deutlich. Auch oraler Verkehr erhöht das Risiko für eine Infektion im Mund- und Rachenraum.

Frühes Alter und Geschlecht

Jüngere Menschen, vor allem unter 25 Jahren, infizieren sich häufiger mit HPV, was mit den biologischen und immunologischen Gegebenheiten in diesem Alter zusammenhängt. Frauen sind insgesamt häufiger von HPV-Infektionen betroffen und entwickeln spezifische HPV-bedingte Krebserkrankungen wie Gebärmutterhalskrebs.

Partner mit hohem Infektionsrisiko

Wenn der Sexualpartner oder die Partnerin häufig wechselnde Sexualkontakte hat oder bereits eine HPV-Infektion durchgemacht hat, steigt das Risiko für eine Infektion, selbst wenn nur wenige Sexualpartner vorhanden sind.

Welche Stadien der HPV können auftreten?

 

HPV Stadien: Akutinfektion, persistierende Infektion, Krebsvorstufen, Krebsstadium

Akute Infektion

Direkt nach der Übertragung vermehrt sich das HPV in den infizierten Haut- oder Schleimhautzellen. In dieser frühen Phase bleibt die Infektion meist asymptomatisch, das heißt, es treten keine sichtbaren Anzeichen oder Beschwerden auf. Häufig erkennt der oder die Infizierte die Infektion in diesem Stadium nicht, und das Immunsystem kann das Virus oft innerhalb von Monaten selbst eliminieren.

Persistierende Infektion

In einigen Fällen schafft es das Immunsystem jedoch nicht, das Virus vollständig abzubauen, und es verbleibt über einen längeren Zeitraum im Körper. Diese persistierende Infektion ist besonders problematisch, da sie vor allem bei Hochrisiko-HPV-Typen zu längerfristigen Zellveränderungen führen kann. Besonders bei Frauen bleibt das Virus häufig im Gebärmutterhalsbereich bestehen und erhöht so das Risiko einer späteren Krebserkrankung.

Krebsvorstufen (Dysplasie)

Eine länger anhaltende HPV-Infektion, vor allem durch Hochrisikotypen wie HPV 16 und 18, kann über Jahre hinweg zu Zellveränderungen führen. Diese sogenannten Dysplasien gelten als Krebsvorstufen und treten häufig am Gebärmutterhals sowie in anderen anogenitalen Bereichen auf. Die Veränderungen werden in Schweregrade eingeteilt, von leichten Dysplasien (CIN 1) bis zu schweren Dysplasien (CIN 3). Die Früherkennung durch Screening kann diese Veränderungen aufspüren, bevor sie sich weiter verschlimmern.

Krebsstadium

Wenn schwere Dysplasien über Jahre hinweg unbehandelt bleiben, kann sich daraus invasiver Krebs entwickeln. HPV-bedingte Krebsarten betreffen am häufigsten den Gebärmutterhals, aber auch den Mund-Rachen-Bereich, den Anus und die Genitalien. Der Übergang von einer Dysplasie zu Krebs dauert meist Jahre bis Jahrzehnte, was den Nutzen regelmäßiger Vorsorgeuntersuchungen unterstreicht. 

 

Welche Folgeerkrankungen können auftreten?

Eine HPV-Infektion kann, je nach Virustyp und Verlauf, zu verschiedenen Folgeerkrankungen führen, von gutartigen Wucherungen bis hin zu bösartigen Krebserkrankungen.

HPV Folgeerkrankungen: Gebärmutterhalskrebs, Genitalwarzen, Mund-Rachen-Krebs, Scheiden-, Penis-, und Analkrebs
 

Genitalwarzen (Kondylome)

Häufig verursacht durch Niedrigrisikotypen wie HPV 6 und 11, treten Genitalwarzen als gutartige, jedoch ansteckende Wucherungen im Genital- und Analbereich auf. Sie sind in der Regel schmerzfrei, können aber durch Reibung unangenehm werden. 

Gebärmutterhalskrebs

HPV ist der Hauptauslöser für Gebärmutterhalskrebs und steht besonders im Zusammenhang mit den Hochrisikotypen HPV 16 und 18. Die Krebsentwicklung kann viele Jahre dauern und wird oft durch regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen entdeckt, bevor sie in ein fortgeschrittenes Stadium übergeht.

Analkrebs

Auch der Analkanal kann durch persistierende HPV-Infektionen, insbesondere mit Hochrisikotypen, betroffen sein. Menschen mit geschwächtem Immunsystem haben ein erhöhtes Risiko, und bei ihnen wird die Krebsvorsorge besonders empfohlen.

Peniskrebs

Obwohl seltener, kann HPV auch zu Peniskrebs führen, besonders wenn das Virus über einen langen Zeitraum im Gewebe verbleibt. Die regelmäßige Beobachtung und Behandlung von HPV-bedingten Zellveränderungen können das Fortschreiten zu Krebs verhindern.

Scheiden- und Vulvakrebs

HPV kann zudem Scheiden- und Vulvakrebs verursachen. Die Infektion kann über Jahre bestehen, bis sie zu bösartigen Veränderungen im Gewebe führt.

Mund- und Rachenkrebs

Hochrisikotypen wie HPV 16 können durch oralen Kontakt auch zu Mund- und Rachenkrebs führen, vor allem im Rachenbereich, der Zunge und den Mandeln. Dieser Krebs betrifft zunehmend auch Nichtraucher und Personen unter 50 Jahren.

Früherkennung Krebsvorsorge, Krebsvorsorge, kolposkopische Untersuchung, Pap-Abstrich

Prävention und Früherkennung

Neben der Impfung spielen Vorsorgeuntersuchungen eine wichtige Rolle in der Prävention von HPV-bedingten Erkrankungen. Der Pap-Test, ein zytologischer Abstrich vom Gebärmutterhals, und der HPV-DNA-Test sind effektive Mittel zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs und Krebsvorstufen. Frauen zwischen 20 und 60 Jahren wird in Deutschland empfohlen, regelmäßig Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen.

Welche Rolle spielen HPV-Tests?

Besonders wichtig ist der HPV-Test, da er spezifisch auf krebserregende Viren abzielt und frühzeitig eine persistente Infektion nachweisen kann. Ein HPV-Test wird verwendet, um das Vorhandensein von Hochrisiko-HPV-Typen in Zellen nachzuweisen, besonders am Gebärmutterhals. Er kann als alleiniger Test oder in Kombination mit einem Pap-Abstrich durchgeführt werden, um frühzeitig das Risiko für Gebärmutterhalskrebs zu bewerten. Der Test analysiert die DNA von HPV und identifiziert spezifische Hochrisiko-Typen, die mit Krebs assoziiert sind. Dies ist besonders bei Frauen über 30 Jahren empfohlen, um persistierende Infektionen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.

Tipps zur Prävention im Alltag

Neben Impfung und Vorsorgeuntersuchungen gibt es weitere Maßnahmen, die zur Prävention einer HPV-Infektion beitragen können:

  • Schutz durch Kondome: Auch wenn Kondome nicht hundertprozentigen Schutz bieten, können sie das Risiko einer HPV-Übertragung senken.
  • Informierte Partnerwahl: Ein offenes Gespräch mit Sexualpartnern über sexuelle Gesundheit und Infektionsrisiken kann hilfreich sein.
  • Stärkung des Immunsystems: Ein gesundes Immunsystem ist besser in der Lage, das Virus abzuwehren. Dazu zählen gesunde Ernährung, ausreichender Schlaf und Stressreduktion.

Warum ist HPV-Aufklärung so wichtig?

Human Papillom Viren betreffen fast jeden Menschen im Laufe seines Lebens, doch das Wissen um die Risiken und Präventionsmöglichkeiten ist oft unzureichend. Mit der HPV-Impfung und regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen stehen heute jedoch wirkungsvolle Maßnahmen zur Verfügung, um das Risiko erheblich zu senken. Es ist daher wichtig, dass sowohl Jugendliche als auch Erwachsene über HPV aufgeklärt werden und sich aktiv für ihre Gesundheit einsetzen – sei es durch Impfung, Vorsorge oder eine bewusste Lebensweise. Der Kampf gegen HPV ist ein entscheidender Schritt hin zu einer gesünderen Zukunft ohne vermeidbare Krebserkrankungen.

 

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